Offizielle Feiern, wie die Eröffnungszeremonie der Special Olympics World Games, im vom Nachthimmel bedeckten Berliner Olympiastadion sind minutiös geplant – so auch die Entzündung der „Flame of Hope“, unter den Augen der zusehenden Weltbevölkerung. Doch diese Spiele sind etwas Besonderes. Das erlebte auch das enthusiastische Publikum vor Ort. Eine der Fackelläuferinnen verlief sich, die andere setzte auf der blauen, markanten Laufbahn zum 100-Meter-Sprint an, übersah ihre Übergabepartnerin und jubelte den Massen zu, ehe das Feuer schließlich doch noch entzündet wurde. Was normalerweise für große Aufregung sorgen würde, bedachten die 50.000 Fans mit stehenden Ovationen.
Das Leben ist nicht frei von Fehlern – das zeigte die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung, bei der tausende Athlet_innen miteinander antraten, über 330.000 Fans an den Sportstätten zuschauten und 20.000 Volunteers tatkräftig unterstützten. So auch Team ELDA, Teil der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik, die Lehre und Forschung mit dem Themenfeld „Inklusive Settings: Lern- und Lehrformen im design for all“ verknüpfen.
Team ELDA, das sind Elke Langbein und Dr. Daniela Schwarz, die sich gemeinsam mit einer zehnköpfigen Studierendengruppe der Sport- und Gesundheitswissenschaften auf den Weg in die Hauptstadt gemacht hatten. „Wir sind stolz, dass es uns im Rahmen der Special Olympics World Games wiederum gelungen ist, unsere Studierenden mit solch praxisnahen Lehrveranstaltungen für ihre zukünftigen beruflichen Aufgaben vorzubereiten und gleichzeitig gemeinsam mit ihnen einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag leisten zu können“, hebt Prof. Dr. Filip Mess, Leiter der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik, den besonderen Stellenwert der Spiele hervor.
Für die TUM-Delegation standen bei dem zehntägigen Event drei Säulen auf dem Programm, Wissenschaft, Gesundheit und Sport: „Im Rahmen unseres Projekts InSoMe (Inclusive Social Media) haben wir untersucht, wie unsere Zielgruppe, also Menschen mit geistiger Behinderung, Social-Media überhaupt nutzt“, erläutert Dr. Schwarz. „Dafür haben unsere Studierenden über 100 Menschen aus 30 verschiedenen Ländern befragt und das Projekt entsprechend in einen internationalen Kontext gesetzt“, ergänzt Elke Langbein.
Für das wissenschaftliche Programm haben sich weltweit über 100 Forschergruppen gemeldet, darunter auch Team ELDA. 53 Gruppen haben Anträge gestellt, 41 sind letztlich angenommen wurden – vor Ort waren schließlich knapp 220 Forschende. „Was besonders toll war, waren die Möglichkeiten zur Vernetzungen und zum Austausch mit Wissenschaftler_innen aus unterschiedlichen Bereichen, um über die Möglichkeiten unserer Forschung zu sprechen“, erklärt Langbein.
Auch mit ihrem Gesundheitsprojekt „Strong Minds“ sind die beiden Forscherinnen seit 2016 aktiv, Schwarz als Clinical Director für Strong Minds Germany und Langbein als Landeskoordinatorin für Bayern. Team ELDA hilft Interessierten bei nationalen und regionalen Spielen, Techniken zur Bewältigung von ungewünschtem Stress mit Athlet_innen zu üben und so psychisches Wohlbefinden und positives Denken und Handeln zu stärken. Das war bei den Special Olympics ähnlich: „Es war unglaublich – ein Schulleiter aus Indien hat sich unserem Programm angeschlossen, weil er im Vorfeld davon erfahren hat. Er will seinen Schüler_innen mehr Möglichkeiten bieten, hat die Anreise selbst bezahlt, nur um bei uns mitmachen und lernen zu können“, erläutert Schwarz.
Überhaupt sei das Event politisch sehr aufgeladen gewesen, wie der Besuch von zahlreichen hochrangigen Politikern, wie Bundeskanzler Olaf Scholz oder Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, zeigt. Neben zahlreichen Kongressen wurde durch die Teilnehmer_innen des Global Forum for Inclusion gemeinsam daran gearbeitet, inklusive Bildung und Gemeinschaften durch Sport für Jugendliche aller Fähigkeiten zu fördern. "The Berlin Declaration" ruft die Mitglieder der Weltgemeinschaft auf, inklusiven Schulsport zu fördern, finanzielle Mittel bereitzustellen sowie integrative Bildungsprogramme für benachteiligte Kinder und Jugendliche zu schaffen.
Host Town Programm mit Kanadischer Delegation am TUM Campus im Olympiapark
Zuvor war die Stadt München bereits Gastgeber der kanadischen Delegation, im Rahmen des Host Town Programms, das vom 12.-15. Juni 2023, kurz vor den Special Olympics stattfand. Rund 141 Kanadier_innen hatten über drei Tage Zeit, ein kulturelles Programm, einen Fackellauf im Olympiapark sowie Training in ihren eigenen Sportarten zu bestreiten. „Ein Teil unserer Studierenden hat in unseren Seminaren das Event in Berlin vorbereitet – die andere Gruppe den Besuch der kanadischen Delegation in München“, erklärt Dr. Daniela Schwarz.
Das Training fand am TUM Campus im Olympiapark statt. Die kanadische Delegation hatte die Möglichkeit, an den umliegenden Sportstätten in allen neun Disziplinen trainieren zu können, vom Power Lifting bis Golf. „Und es ist doch ein schöner Gedanke – die Anlagen wurden vor 50 Jahren gebaut, um Olympioniken auf den Wettkampf vorzubereiten – nun waren wieder Athlet_innen vor Ort, die sich auf ihre besonderen Spiele vorbereiten konnten“, macht Langbein den besonderen Geist der Special Olympics nochmals klar.