Die Forscherteams konnten zwei eindeutige Effekte identifizieren.
Erstens: „Je höher der Frauenanteil in Führungspositionen in einem Unternehmen bereits ist, desto unwahrscheinlicher ist die Besetzung einer Führungsposition mit einer weiteren Frau“. In der Studie wird das als „Sättigungseffekt“ bezeichnet. „Die Ernennungswahrscheinlichkeit ist am höchsten, wenn keine Frauen vorhanden sind und nimmt mit jeder zusätzlichen Frau im Vorstand stark ab“, heißt es in der Studie.
Zweitens: „Die Chance der Beförderung einer Frau in eine Führungsposition ist höher, wenn eine andere Frau aus der Führungsposition ausscheidet“. Frauen ersetzen also eher eine Frau als einen Mann. Dies ist der „Ersetzungseffekt“.
„Allein durch Arbeitsmarkt-Mechanismen gelingt es kaum, die ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in Top-Positionen zu beenden“, sagt Hanna Hottenrott, die am ZEW forscht und Professorin für Innovationsökonomik an der Technischen Universität München ist. „Frauen sprechen häufig von unsichtbaren und unüberwindbaren Hürden beim beruflichen Aufstieg in Spitzenpositionen. Unsere Studie zeigt, dass diese Hürden ganz konkret und unmittelbar sind“, folgert sie. Um ausgewogen besetzte Vorstände zu erreichen, brauche es einen Kulturwandel.
Die Rolle der Quote für Karrieren von Frauen
Die Studie zeige auch, dass Männer häufiger in Top-Positionen befördert werden, während Frauen eher auf Führungspositionen mit geringerem Einfluss landen. Für die Gleichstellung kommt es aber auch auf den Stellenwert der Spitzenjobs an. „Dies sollte bei der Diskussion über Frauenquoten in Vorständen und Aufsichtsräten unbedingt bedacht werden“, fordert Hottenrott. „Quoten ergeben dann Sinn, wenn sie nicht zu Alibibesetzungen einladen.“
Die Ergebnisse der Studie legten nahe, dass eine Frauenquote nicht zu einer sich selbst verstärkenden Dynamik mit mehr Frauenbesetzungen führt, sobald die Quote erreicht ist. „Im Gegenteil, die Wahrscheinlichkeit der Berufung von Frauen sinkt mit zunehmendem Frauenanteil unter dem Gleichgewicht der Geschlechter stark ab. Quoten erhöhen die Aufmerksamkeit für die Geschlechterfrage und scheinen zu mehr symbolischen Ernennungen zu führen“, heißt es in der Studie.