Wir freuen uns über Vorschläge für Vorträge, Workshops und Performances von Einzelpersonen, Initiativen und Organisationen. Die unterschiedlichen Perspektiven sollen in das Konzept für unsere Tagung einfließen und ein möglichst breites Publikum ansprechen. Im Rahmen der Tagung möchten wir folgende Schwerpunkte diskutieren:
I. Soziale Demokratie
Demokratie verstehen wir nicht nur als Funktionsprinzip des politischen Systems, sondern als Lebensform. Sie betrifft alle gesellschaftlichen Bereiche und äußert sich im gesellschaftlichen Zusammenleben. Damit geraten auch zivilgesellschaftliche Akteur*innen in den Blick, ebenso wie vielfältige Institutionen (Familie, Schule, Hochschule, Betrieb) und Medien als Instrumente zur Herstellung demokratischer Öffentlichkeit. Darüber hinaus verdeutlicht dieser Ansatz, dass Demokratien auch daran gemessen werden müssen, inwieweit sie soziale Grundrechte verwirklichen und garantieren – oder anders herum gefragt, inwieweit soziale Ungleichheiten Partizipation und Teilhabe einschränken.
Impulse für mögliche Beiträge könnten z.B. sein:
- Demokratie – Partizipation – soziale Ungleichheiten – Intersektionalität: Wie können Repräsentations- und Partizipationsdefizite marginalisierter Gruppen behoben werden?
- Wie setzen zivilgesellschaftliche Gruppen, die bspw. für Geschlechtergerechtigkeit oder gegen den Klimawandel eintreten, Mitwirkungsrechte um?
II. Geschlechterdemokratie
Geschlechterdemokratie meint das Anliegen, Geschlechterverhältnisse sowohl in den Verfahren als auch fachpolitisch gerecht zu gestalten. Dies beinhaltet zum einen, den Bedürfnissen aller Geschlechter Gehör zu verschaffen, eine ausgewogene Teilhabe an Meinungsbildungsund Entscheidungsprozessen zu gewährleisten, die freie Entfaltung jenseits von Geschlechternormen zu ermöglichen und geschlechtsbezogener Diskriminierung, Gewalt und Einschüchterung entgegenzutreten. Zum anderen erfahren alle Politikfelder eine feministische Ausrichtung.
Exemplarische Impulse für mögliche Beiträge:
- Müssen Frauenquoten zur Repräsentation von Frauen weiterentwickelt werden im Hinblick auf die Debatten zur Dekonstruktion bzw. Vielfalt von Geschlecht?
- Welche Veränderungen von Geschlechterrollen lassen sich in den gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Krisen feststellen und was bedeuten sie für Geschlechterdemokratie?
- Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit: Braucht es eine geschlechterdemokratische/feministische Neuinterpretation?
III. Caring Democracy
Eine „Caring Democracy“ oder „Sorgende Demokratie“ meint die Zuteilung von Sorgeverantwortung in einem demokratischen Prozess und gewährleistet, dass alle, die in Care involviert sind (also sowohl Sorgearbeit Leistende als auch Empfangende), am politischen Leben teilhaben können und gehört werden. Der Mensch wird dabei als ein von anderen Menschen abhängiges Wesen betrachtet, woraus eine Verantwortung für sich selbst und andere, für Natur und Demokratie erwächst.
Dabei interessieren uns u.a. folgende Fragen:
- Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um die demokratische Teilhabe von Care-Leistenden und Care-Empfangenden zu verbessern? Welche politischen Kämpfe und gesellschaftlichen Initiativen sind beispielgebend?
- Neben progressiv-emanzipatorischen Vorstellungen von Care finden auch reaktionäre Vorstellungen wieder stärkere Verbreitung. Wie können breite gesellschaftliche Bündnisse geschmiedet werden, um einer lebensdienlichen, sozial-ökologischen, anti-rassistischen Perspektive zum Durchbruch zu verhelfen?
IV. Demokratie in Gefahr
Wer hätte vermutet, dass im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts Strukturen und Prozesse toxischer Männlichkeit die ganze Welt destabilisieren und demokratische Regierungen und feministische Errungenschaften bekämpfen und in Frage stellen? Autokratische Herrschaft bringt die Demokratie auf internationaler Ebene in Gefahr. Aber auch innerhalb unserer Gesellschaft schaden rechte Strömungen und Anti-Gender-Bewegungen – oftmals unter manipulativer Ausnutzung der Sozialen Medien – der Demokratie.
Mögliche Impulse für Beiträge können sein:
- Welche feministischen Gegenbewegungen gibt es, die diesen Entwicklungen theoretisch oder in der Praxis etwas entgegensetzen?
- Inwiefern tragen Formen und Inhalte sozialer Medien einerseits zur Verdrängung von FLINTA* aus politischen Diskursen und Praxen bei (z.B. durch sexistischen, homo- und transphoben Hatespeech)? Können soziale Medien andererseits zu Mobilisierung und Empowerment (geschlechter)demokratischer Prozesse beitragen?
Formalia
- Der Call kann gerne weitergeleitet werden an interessierte Personen, Gruppen, Organisationen.
- Das Abstract sollte ca. 2 000 Zeichen exklusive Leerzeichen umfassen. Formatieren Sie den Text bitte in Calibri, Schriftgröße 12 bei anderthalbfachem Zeilenabstand. Das sensible Gendering soll via Sternchen erfolgen (z. B. Autor*innen, Künstler*innen). Wir bitten Sie, dem Abstract eine kurze Vita oder Information über die entsprechende Organisation beizufügen.
- Bitte senden Sie die Unterlagen an Dr. Andrea Rothe (andrea.rothe(at)muenchen-klinik.de).
- Der Einsendeschluss ist der 6.11.2022. Gerne stehen wir für Rückfragen zur Verfügung. Eine Rückmeldung unsererseits erfolgt bis Mitte Dezember.
- Die Tagung findet in der Evangelischen Akademie Tutzing statt. Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung werden für Beitragende übernommen.
Eine Kooperation des Netzwerks Genderforschung und Gleichstellungspraxis Bayern (NeGG) (die TUM ist Teil dieses Forschungsnetzwerks) und der Evangelischen Akademie Tutzing.